In unserem Beitrag vom 17. Dezember 2018 gingt es um das Bundesprogramm Fachkräfteoffensive. Damals wurde mitgeteilt, dass es dafür rund 300 Mio. Euro bis zum Jahr 2022 vom Bund für die Länder geben würde. "Es gibt Interesse an diesem Beruf, aber für zu viele ist er nicht attraktiv genug", so Giffey damals und weiter: "Solange wir keine bessere Bezahlung und Anerkennung erreichen, dürfte sich daran auch nichts ändern."

Und nun? Die Bundesförderung wird fast halbiert und stärker befristet. Die Gründe dafür?

Nachdem es Kritik gegen die Befristung der Bundesförderung für die Ausbildung von Erzieher*innen aus den Ländern gab, rechtfertigte sich Bundesministerin Franziska Giffey laut Medienberichten: „Es ist klar: Der Bund kann nur Starthilfe geben. Die Länder sind selbst in der Pflicht“ Fügte aber hinzu, dass sie das Thema im Rahmen ihrer Möglichkeiten weiter vorantreiben würde, „denn es ist mir ein wichtiges Anliegen, dass der Erzieherberuf die Wertschätzung und finanzielle Anerkennung bekommt, die er verdient“.

"Die Länder sind selbst in der Pflicht" - Das ist durchaus nachvollziehbar. Allerdings kann es auch nicht sein, dass diese Starthilfe einfach wieder entfällt bzw. so deutlich gekürzt wird. Es gab die Zusage des Bundes. Diese Fördermittel haben die Länder bei ihrer Umsetzung eingeplant.

300 Millionen Euro Fördergeld vom Bund waren angekündigt - nun hat sich die Fördersumme fast halbiert.

Auf der Internetseite zur Fachkräfteoffensive ist zu lesen: "Die Bundesregierung hat bis einschließlich 2021 160 Millionen Euro eingeplant Damit werden 2.500 Plätze im Ausbildungsdurchgang 2019/20 gefördert. Weitere Mittel für die Finanzierung eines weiteren Jahrgangs mit Ausbildungsbeginn im Herbst 2020 stehen nicht zur Verfügung. Es können daher derzeit keine weiteren Interessenbekundungen eingereicht werden".

Gründe? Fehlanzeige, die werden nicht genannt.

In der ursprünglichen Mitteilung des Bundesministeriums BMFSFJ Fachkräfteoffensive vom 18. Dezember 2018 hieß es: (Auszug daraus): Fokus liegt auf

  • Geplant ist, von 2019 bis 2022 insgesamt rund 300 Millionen Euro als Impuls den Ländern und damit den Einrichtungen vor Ort zur Verfügung zu stellen - zusätzlich zu den Mittel aus dem Gute-Kita-Gesetz - Nun sind es nur noch rund 160 Millionen Euro bis 2021.

  • Praxisintegrierte vergütete Ausbildung: Das Programm fördert 5.000 Plätze in der praxisintegrierten Ausbildung von Erzieherfachschüler*innen ab dem Ausbildungsjahr 2019. - Nun sind es nur noch 2.500 Plätze

Statt Mittel einfach nur zu kürzen, sollte Ursachenforschung betrieben werden.

Wenn es daran liegt, dass die Fördermittel nicht wie gewünscht abgerufen wurden, wäre erstmal zu klären woran dies liegt.

Auf einer Telefonkonferenz der Elternvertretungen der Länder stellte sich die Frage, ob dies ggfs. daran liegen würde, dass der formale Aufwand zu kompliziert und zu umfangreich sei. Sollte es also an der Bürokratie liegen, wäre es doch ratsam diesen zu entschlacken, damit der gewünschte Erfolg des Bundesprogramms Fachkräfteoffensive eintreten kann.

Auswirkung auf Hamburg:

Wir haben in der Sozialbehörde nachgefragt und erfahren, dass sich die Entscheidung des Bundes für Hamburg nicht negativ auswirken wird. In der Mail auf unsere Frage heißt es: „Bereits vor dem Bundesprogramm gab es hier die Möglichkeit einer vergüteten Weiterbildung zum/r Erzieher*in. Alle an einer entsprechenden Weiterbildung Interessierten, die die Aufnahmevoraussetzungen erfüllen, können auch einen Platz an einer staatlichen Fachschule bekommen. Daneben bieten auch verschiedene Fachschulen in freier Trägerschaft die Weiterbildung zum/r Erzieherin*in sowohl berufsbegleitend als auch in der klassischen (praxisintegrierten jedoch nicht vergüteten) Variante an“. Zur Umsetzung des Bundesprogrammes wird weiterhin mitgeteilt, dass sich dies als schwierig erwiesen hat und gerade Mal knapp die Hälfte der möglichen Fachschüler*innen einen durch den Bund geförderten Platz erhalten haben“.

Abschließend wurde uns bestätigt, dass sich die Jugend- und Familienministerkonferenz dafür einsetzen wird, dass die „Fachkräfteoffensive“, wie seitens des Bundes ursprünglich angekündigt, im Schuljahr 2020/21 mit einem weiteren Förderdurchgang fortgesetzt wird.

 

Auf der vom Kita Netzwerk organisierten Veranstaltung „Die Qualität der Erzieher*innen Ausbildung in Hamburg“ am 13. Februar wurden Senatorin Leonhard und Herr Dr. Bange aus der BASFI auch auf die Thematik angesprochen. Im Fokus speziell die Praxis-Anleitung („Anleiter-Stunden“). Es wurde die Idee geäußert, dass die Bundesmittel innerhalb der drei Säulen (die 3 P´s: Praxisintegrierte vergütete Ausbildung, Praxisanleitung, Perspektive mit Aufstiegsbonus) anders abgerufen werden könnten.

Und so z. B. die Säule Praxis-Anleitung mehr Gewichtung zu geben und hierfür mehr Gelder abrufen zu können. Diese Idee fand große Zustimmung seitens der Anwesenden.

Weitere Informationen:

  • Bundesprogramm Fachkräfteoffensive -
    hier heißt es noch: Förderbeginn August 2019 bis 2022, geplante Kosten rund 300 Millionen Euro
    Konkret: 5.000 Fachschüler*innen zusätzlich durch Ausbildungsvergütung, 2.500 Anleiter*innen zusätzlich durch bessere Ausbildungsbedingungen und 2.500 besser bezahlte Erzieher*innen durch Aufstiegsbonus
  • Fachkräfteoffensive für Erzieher*innen vorgestellt (18. Dezember 2018)
  • Prognos-Studie: Zukunftsszenarien Fachkräfte in der Frühen Bildung gewinnen und binden
  • Umfrage" des Institut für Demoskopie Allensbach: Erziehen als Beruf - Wahrnehmungen der Bevölkerung zum Beufsfeld Erzieherin/Erzieher / Auszug daraus:
    86 Prozent der Befragten meinen, die Arbeit sei fordernd und anspruchsvoll
    66 Prozent finden, dass Erzieherinnen und Erzieher zu wenig verdienen
    83 Prozent halten es für nicht richtig, wenn keine Ausbildungsvergütung gezahlt wird.